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PCMCIA RS232-Schnittstellenkarte

Beschreibung

Als ich mir vor einer Weile ein neues Notebook zulegen wollte, musste ich leider feststellen, dass diese Geräte nur noch in seltenen Fällen mit einer RS232-Schnittstelle ausgestattet sind. Da das Modell, welches ich mir kaufen wollte, schon eher zu den Subnotebooks zählt, wo der Platz ja besonders knapp ist, musste ich mir die serielle Schnittstelle irgendwie auf anderem Wege besorgen.

Nach einer kurzen Suche bei Ebay stellte ich schnell fest, dass PCMCIA-Karten, die eine serielle Schnittstelle zur Verfügung stellen, schweineteuer sind. Alte Modem-Karten hingegen gibt es schon für wenige Euro. Da die RS232-Schnittstelle aber sogar ursprünglich für Modems entworfen wurde (anders kann ich mir die Existenz des "Ring Indicator"-Pins jedenfalls nicht erklären), lag es nahe, dass so eine Modemkarte nichts weiter als eine serielle Schnittstellenkarte mit dahintergeschaltetem Modem-Chip ist. Und tatsächlich fand sich sogar eine Anleitung, wie man so ein Modem zu einer seriellen Schnittstelle umbauen kann.

Umbau der Karte

Damit ich es mir möglichst einfach machen kann, habe ich bei Ebay das gleiche IBM-Modem ersteigert wie es in der oben verlinkten Anleitung verwendet wurde und vorsichtshalber erstmal getestet. Alles einwandfrei, es funktioniert. Nach dem Öffnen kam dann die große Überraschung: von innen sah mein Modem doch etwas anders aus. Es waren nur zwei Modem-Chips verbaut und einige andere Komponenten waren auch an anderer Stelle verbaut oder nicht vorhanden.

Trotzdem habe ich erstmal die Modem-Chips entfernt. Ddas geht am besten, indem man mit einem scharfen Messer die Kontakte direkt am Gehäuse abtrennt (nur nach unten drücken, nicht hin- und herschieben, sonst reißen leicht die Lötpads von der Platine ab!), den Chip von der Platine nimmt und die Kontakte dann einzeln von den Pads ablötet. Nach dem entfernen der dabei entstandenen Lötbrücken war erstmal ein Test fällig, ob die Karte überhaupt noch vom PC erkannt wird. Anschließend habe ich mir das Datenblatt vom UART-Chip (oben rechts auf der Platine) besorgt und dort die Anschlüsse für die RS232-Schnittstelle herausgesucht. Da dieser Chip aber einen sehr kleinen Kontaktabstand hat, habe ich mit einem Durchgangstester die passenden Pads der Modemchips gesucht und, soweit diese noch vorhanden waren, die Drähte (0,2 mm lackisolierter Kupferdraht) dort angelötet. Nun noch schnell mit dem Schnittstellentester ausprobiert, ob alles richtig dran ist.

Der nächste Schritt war nun, ein passendes Treiber-IC für die RS232-Pegel zu finden. Anscheinend habe ich nicht so hochwertige Schrott-Platinen wie Mike Harrison, alles was ich gefunden habe war ein 75232 von einem defekten PC-Mainboard. Dieser Chip braucht allerdings externe Spannungen von mindestens ±7,5 V, über den PCMCIA-Port bekommt man aber leider nur +5 V. Nachdem sich herausstellte, dass der 75232 auch mit weniger negativer Spannung zufrieden ist (sinkt die positive Spannung allerdings unter 7,5 V, stellt der Chip sofort die Funktion ein), konnte dieses Problem mit einem HT7660-Spannungswandler aus einem TipSend (kaufen, zerlegen) gelöst werden. Zusammen mit zwei irgendwo ausgelöteten Mini-1N4148 und vier Elkos aus einem defekten Notebook-CD-Brenner passt das Ganze dann auch mit in die PCMCIA-Karte rein. Um auf den nötigen Strom zu kommen, wurde der negative Ausgang noch mit dem Ausgang des LT1054, der sich bereits auf der Modemplatine befand, parallelgeschaltet. Zusätzlich musste auf der Unterseite ein Transistor durch eine Drahrbrücke ersetzt werden, damit der LT1054 dauerhaft eingeschaltet bleibt. Auf diese Weise entsteht nun eine negative Spannung von etwa -4 V und eine positive Spannung von mindestens 8 V, mit denen der 75232 so gerade noch funktioniert. Besonders stark belastbar ist die Schnittstelle mit diesem Wandler-Murks natürlich nicht, aber für die Schnittstellen meiner AVR-Schaltungen oder das Modem vom Mobiltelefon reicht die Leistung locker aus.

Zu guter Letzt wurde noch der Steckverbinder für das externe Kabel von der Platine abgelötet, durch ein darunter aufgeklebtes Etikett isoliert und mit den Ausgängen des RS232-Treiber-ICs verbunden. Das externe Kabel, mit dem eigentlich der landesspezifische Telefonleitungs-Adapter an das Modem angeschlossen wird, wurde vom Mini-DIN-Stecker befreit und stattdessen mit einem 9-poligen SUB-D-Stecker versehen.

Fotos

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Spannungswandlerschaltung mit dem HT7660: zwei Dioden und vier 10 µF-Elkos (durch die Lupe fotografiert).
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Der fertige Umbau. Unten ist der 75232 auf die Platine geklebt, oben neben dem LT1054 befindet sich der HT7660 samt Beschaltung.
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Der Deckel wurde mit Isolierband beklebt, um Kurzschlüsse zu vermeiden.
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Die fertige RS232-Karte mit Anschlusskabel.